Mount Taranaki
Der Mount Taranaki ist zwar nicht der höchste, dafür aber mit Sicherheit der fotogenste Berg der neuseeländischen Nordinsel. Mit seiner nahezu perfekten Kegelform wirkt er wie aus dem Bilderbuch – ein Paradebeispiel eines Stratovulkans. Über 2.000 Meter ragt der geologisch junge Vulkan aus der flachen, grünen Landschaft an der Westküste empor.
Die Māori erklären seine markante, alleinstehende Lage mit einer alten Legende: Einst lebte der Berggott Taranaki gemeinsam mit den anderen Berggöttern Tongariro, Ruapehu und Ngauruhoe im Zentrum der Nordinsel. Doch als sich sowohl Taranaki als auch Tongariro in den schönen Waldberg Pihanga verliebten, entbrannte ein Streit, den Tongariro für sich entschied. Traurig und geschlagen zog sich Taranaki gen Westen an die sonnige Küste zurück, wo er heute steht – umgeben von der Pouakai-Gebirgskette, die ihn im Schlaf einschloss und an diesen Ort bannte.
Im Jahr 1770 wurde der Berg vom britischen Entdecker James Cook zu Ehren seines Förderers, des zweiten Earl of Egmont, in „Mount Egmont“ umbenannt. Heute trägt er offiziell wieder seinen ursprünglichen Māori-Namen Taranaki, doch der umliegende Egmont National Park erinnert weiterhin an die einstige Namensgebung. Der Park ist der zweitälteste Nationalpark Neuseelands und umfasst den Vulkan in einem kreisförmigen Radius von rund zehn Kilometern – aus der Luft oder vom Gipfel aus betrachtet, erscheint er als auffälliger grüner Ring, der sich kontrastreich vom umliegenden Farmland abhebt.
Obwohl Mount Taranaki aus der Ferne unbezwingbar wirkt, gehört er zu den am häufigsten bestiegenen Gipfeln des Landes. Rund 300.000 Menschen besuchen ihn jährlich. Leider weist er nach dem Aoraki/Mount Cook die zweithöchste Todesrate aller neuseeländischen Berge auf. Der Normalweg vom Egmont Visitor Centre ist zwar technisch nicht sonderlich anspruchsvoll, jedoch mit 1500 Höhenmetern Aufstieg lang und der Wegabschnitt durch loses Tephrageröll ist kräftezehrend. Viele Unfälle ereignen sich durch Selbstüberschätzung und das berüchtigt schnell wechselnde Wetter. Selbst bei guter Wetterprognose zieht der Gipfel bedingt durch seine Lage am Meer oft ab Mittag Wolken an.
Wer jedoch das richtige Zeitfenster erwischt, wird mit einer spektakulären Aussicht belohnt: Von der nahen Küste bis hin zum höchsten Gipfel der Nordinsel, dem Ruapehu, reicht der Blick – ein wahrlich göttliches Panorama.
Vom Visitor Centre führt ein Holzsteg zum «Camphouse». Die ersten 550 Höhenmeter bewältigt man auf einem gut ausgebauten, fahrbaren Weg, der bis zum Sendemast (Translator Tower) führt. Ein steiler Abschnitt ist betoniert, ansonsten ist der Weg mit feinem Kies angenehm zu begehen.
Am Sendemast, wo sich auch ein Toilettenhäuschen befindet, geht es weiter zur Tahurangi Lodge. Hinter der Hütte wird der breite Weg zum Pfad: Nun steigt man durch das sogenannte Hongi’s Valley hinauf – eine felsige Schlucht, aus der man über zahlreiche Treppen auf den berüchtigten Geröllhang gelangt. Der Aufstieg im losen, weichen Vulkangestein ist kräftezehrend, Wanderstöcke sind hier sehr empfehlenswert. Markierungspfosten leiten weiter bis zum Beginn eines Felsrückens, dem sogenannten Lizard. In leichter Kraxelei (stellenweise Einsatz der Hände) erklimmt man weitere 400 Höhenmeter über den Rücken. Am Ende des Lizard quert man eine leicht ausgesetzte Scharte und erreicht den Graben zwischen dem Hauptgipfel und dem markanten Nebengipfel Shark’s Tooth. Der letzte Abschnitt führt nochmals steil durch loses Geröll – dann öffnet sich das überraschend geräumige Gipfelplateau mit beeindruckender Aussicht.
Abstieg (Alternativweg):
Nach dem vorsichtigen Abstieg über den Lizard kann man das zuvor mühsame Geröllfeld nun spassig „absurfen“. Am unteren Ende des Hongi’s Valley hat man die Möglichkeit, einen alternativen Abstieg zu nehmen, um den steilen Betonweg zu vermeiden. Der Alternativweg dauert zwar eine halbe Stunde länger, ist landschaftlich jedoch reizvoller. Er quert die Flanke unterhalb des „Humphries Castle“ und bietet eindrucksvolle Ausblicke auf die bewaldeten Hänge des Taranaki. Am Abzweig zur Holly Hut biegt man auf einen gut ausgebauten Pfad ein, der durch zunächst durch Sträucher und dann durch einen moosigen Wald zurück zum Visitor Centre führt.